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Kleinanzeigen.de – Betrug

Ein Mann aus H. lockte mit falschen Angeboten auf Kleinanzeigen.de über 85 Käufer in die Falle und erbeutete so fast 30.000 Euro. Trotz der hohen Anzahl an Betrugsdelikten kam der Angeklagte mit einer Bewährungsstrafe davon, muss aber die gesamte Schadenssumme zurückzahlen. Das Landgericht Siegen verurteilte den Mann zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und ordnete die Einziehung des illegal erlangten Geldes an.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Siegen
  • Datum: 27.07.2022
  • Aktenzeichen: 21 KLs 1/21
  • Verfahrensart: Strafverfahren
  • Rechtsbereiche: Strafrecht

Beteiligte Parteien:

  • Angeklagter: Der Angeklagte, ein deutscher Staatsangehöriger, wurde wegen Betruges in 85 Fällen verurteilt. Er führte die Taten aus, um Schulden zu begleichen und einen besseren Lebensstil zu finanzieren. Der Angeklagte zeigte sich geständig, entschuldigte sich für seine Taten und drückte Reue aus. Er ist in psychiatrischer Behandlung und lebt von staatlichen Leistungen.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Der Angeklagte bot auf der Plattform Kleinanzeigen.de diverse Gegenstände zum Kauf an, obwohl er weder die Absicht noch die Möglichkeit hatte, diese zu liefern. Er täuschte die Käufer, indem er ihnen die Fotos seiner Ausweisdokumente und Bankkarten zeigte, um ihre Überweisungen zu erwirken. So wurden 85 Betrugsfälle über einen Zeitraum von mehreren Jahren begangen.
  • Kern des Rechtsstreits: Die zentrale Frage war, ob der Angeklagte sich durch das wiederholte schädigende Verhalten eine nicht unbedeutende und dauerhafte Einkommensquelle verschaffen wollte und somit die Tatbestände des schweren Betruges erfüllte.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Der Angeklagte wurde wegen Betruges in 85 Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt. Diese Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Zudem wurde die Einziehung eines Geldbetrages in Höhe von 29.372,80 Euro angeordnet, und der Angeklagte muss die Verfahrenskosten tragen.
  • Begründung: Das Gericht wertete die hohe Anzahl der Betrugstaten, das Geständnis des Angeklagten, die erleichterten Bedingungen für den Betrug durch die Geschädigten und die familiären Umstände des Angeklagten. Trotz ermäßigender Faktoren fiel ins Gewicht, dass der Angeklagte wiederholt strafrechtlich vorbestraft war, was eine Anwendung des erhöhten Strafrahmens rechtfertigte.
  • Folgen: Der Angeklagte wird unter Bewährungsauflagen gestellt, da das Gericht erwartet, dass die Strafe ausreichend zur Warnung und für dessen Rehabilitation ist. Der eingezogene Geldbetrag in Höhe von 29.372,80 Euro entspricht dem aus den Straftaten Erlangten.

Betrugsfälle bei Kleinanzeigen.de: So schützen Sie sich effektiv

Kleinanzeigen.de hat sich als beliebte Plattform für den Kauf und Verkauf von gebrauchten Artikeln etabliert. Trotz der bequemen Nutzung und der Vielzahl an Angeboten sind Betrugsfälle immer wieder ein Thema. Fake-Anzeigen machen es unseriösen Anbietern leicht, ahnungslose Käufer zu täuschen. Um sicher und vertrauenswürdig zu handeln, sollten Nutzer sich mit verschiedenen Sicherheits Tipps vertraut machen und wissen, wie man Betrug meldet.

Um sich vor Kleinanzeigen.de Betrugsfällen zu schützen, ist es wichtig, gängige Verkaufs Scams zu erkennen und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen. In den folgenden Abschnitten wird ein konkreter Fall vorgestellt, der die Herausforderungen und rechtlichen Aspekte rund um das Thema Kleinanzeigen.de Betrug beleuchtet.

Der Fall vor Gericht


Betrug im Online-Handel: Über 85 Betrugsdelikte auf Kleinanzeigen.de

Laptop mit gefälschter Kleinanzeigen-Anzeige für einen Staubsauger und sichtbarer Überweisung an privates Konto.
Symbolfoto: Flux gen.

Eine Serie von 85 Betrugsfällen auf der Online-Plattform Kleinanzeigen.de führte für einen Mann aus H. zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Das Landgericht Siegen verurteilte den Angeklagten wegen gewerbsmäßigen Betrugs und ordnete die Einziehung von 29.372,80 Euro an.

Systematischer Online-Betrug mit falschen Verkaufsangeboten

Der arbeitslose Mann inserierte ab 2017 auf Kleinanzeigen.de hochwertige Elektronikprodukte wie Staubsaugerroboter, WLAN-Router, Kaffeevollautomaten und Smartphones. Um das Vertrauen der Kaufinteressenten zu gewinnen, übermittelte er Fotos seines Ausweises und seiner Bankkarte. Die Käufer überwiesen daraufhin den vereinbarten Kaufpreis, erhielten jedoch nie die bezahlte Ware. Der Täter hatte von Anfang an nicht vor, die angebotenen Artikel zu liefern.

Persönliche Situation und Beweggründe des Täters

Der deutsche Staatsangehörige wuchs zunächst bei seinen Eltern auf, kam nach deren Trennung in verschiedene Jugendheime und durchlief mehrere Förderschulen. Nach dem Verlassen der Schule ohne Abschluss arbeitete er ein Jahr als Leiharbeiter in der Metallverarbeitung. Seit 2014 bezieht er Arbeitslosengeld II. Finanzielle Schwierigkeiten durch Sanktionen des Jobcenters und aufgelaufene Stromschulden führten 2017 zu den ersten Betrugstaten. Der Mann befindet sich inzwischen wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung.

Strafmaß und richterliche Bewertung

Das Gericht würdigte das umfassende Geständnis des Angeklagten und seine gezeigte Reue als Strafmildernd. Auch der im Verhältnis zur hohen Anzahl der Geschädigten moderate Gesamtschaden im unteren fünfstelligen Bereich wurde berücksichtigt. Straferschwerend wertete das Gericht die einschlägige Vorstrafe des Mannes, die mangelnde Wirkung einer zwischenzeitlichen Untersuchungshaft sowie die deutliche kriminelle Energie bei der Organisation der Taten.

Bewährungsstrafe und Vermögenseinzug

Das Landgericht setzte die zweijährige Freiheitsstrafe zur Bewährung aus. Die Richter erwarten, dass die Verurteilung für den Angeklagten als Warnung ausreicht und er künftig keine Straftaten mehr begehen wird. Eine positive Prognose stützt sich auf die Tatsache, dass die Untersuchungshaft und die Geburt seiner Tochter bei dem Mann zu einer Auseinandersetzung mit seiner Biographie und Lebensplanung geführt haben. Neben der Bewährungsstrafe muss der Verurteilte den durch die Betrugsserie erlangten Betrag von 29.372,80 Euro zurückzahlen.


Die Schlüsselerkenntnisse


„Das Urteil zeigt, dass auch bei umfangreichen Betrugsfällen (hier: 85 Fälle) eine Bewährungsstrafe möglich ist, wenn der Täter geständig ist und keine erheblichen Vorstrafen hat. Die Höhe der Strafe (2 Jahre) orientiert sich am Gesamtschaden und der kriminellen Energie, während die Bewährung die Resozialisierungschancen berücksichtigt. Zentral ist auch die Einziehung des erlangten Vermögensvorteils (hier: 29.372,80 Euro), die zusätzlich zur Strafe erfolgt.“

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Wenn Sie wegen Betrugsdelikten angeklagt sind, zeigt dieses Urteil die Möglichkeit einer Bewährungsstrafe selbst bei vielen Einzeltaten. Voraussetzungen sind Ihre Geständigkeit, geringe oder keine Vorstrafen und erkennbare Resozialisierungsbemühungen wie Therapie oder Ausbildungspläne. Rechnen Sie damit, dass illegal erworbenes Geld eingezogen wird – zusätzlich zur Strafe müssen Sie den kompletten Schaden ersetzen. Die Bewährung gibt Ihnen die Chance, straffrei zu bleiben und Ihr Leben neu zu ordnen, etwa durch Ausbildung oder Therapie.


Sind Sie Betrugsvorwürfen ausgesetzt?

Dieses Urteil verdeutlicht, dass selbst in komplexen Fällen mit zahlreichen Betrugsvorwürfen eine Bewährungsstrafe möglich ist. Entscheidend sind dabei Faktoren wie ein umfassendes Geständnis, das Vorliegen mildernder Umstände und die glaubhafte Bereitschaft zur Wiedergutmachung. In Anbetracht der schwerwiegenden Folgen einer Verurteilung ist es essenziell, Ihre Rechte zu kennen und frühzeitig die optimale Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Wir unterstützen Sie dabei, Ihre Situation zu analysieren und die bestmöglichen Weichen für Ihr Verfahren zu stellen.
Fordern Sie unsere Ersteinschätzung an!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche strafrechtlichen Folgen hat Betrug auf Kleinanzeigen.de?

Betrug auf  Kleinanzeigen.de wird nach § 263 StGB mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe bestraft. Der Strafrahmen gilt dabei sowohl für Käufer als auch Verkäufer, die betrügerisch handeln.

Besonders schwere Fälle

Ein besonders schwerer Fall liegt vor, wenn der Täter:

  • gewerbsmäßig handelt oder als Mitglied einer Bande agiert
  • einen Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeiführt
  • eine andere Person in wirtschaftliche Not bringt

In diesen Fällen erhöht sich der Strafrahmen auf sechs Monate bis zehn Jahre Freiheitsstrafe.

Strafmildernde Faktoren

Die Strafe kann gemildert werden bei:

  • steuerlicher Unerfahrenheit oder geringem Bildungsstand
  • frühem Geständnis und aktiver Mitarbeit bei der Aufklärung
  • Wiedergutmachung des entstandenen Schadens
  • geringem Umfang der Straftat

Strafverschärfende Faktoren

Strafverschärfend wirken:

  • Vorstrafen
  • gewerbsmäßiges Handeln
  • Häufigkeit der Verkäufe
  • Einrichtung von dauerhaften Betrugssystemen
  • besonders verwerfliche Art der Begehung

Bei gewerbsmäßigem Handeln als Mitglied einer Bande droht eine Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Selbst der Versuch des Betrugs ist bereits strafbar.


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Was passiert mit illegal erlangtem Geld aus Online-Betrug?

Illegal erlangtes Geld aus Online-Betrug unterliegt der strafrechtlichen Vermögensabschöpfung. Das bedeutet, dass die Strafverfolgungsbehörden das Geld einziehen können und müssen. Die gesetzliche Grundlage hierfür findet sich in den §§ 73 ff. des Strafgesetzbuches (StGB).

Einziehung des Geldes

Wenn Sie Opfer eines Online-Betrugs geworden sind, wird das illegal erlangte Geld vom Täter eingezogen. Dies geschieht unabhängig davon, ob das Geld noch in der ursprünglichen Form vorhanden ist oder bereits in andere Vermögenswerte umgewandelt wurde. Stellen Sie sich vor, der Betrüger hat mit Ihrem Geld ein Auto gekauft. In diesem Fall kann auch das Auto eingezogen werden.

Rückzahlung an die Opfer

Das eingezogene Geld oder die Vermögenswerte werden in erster Linie dazu verwendet, die Ansprüche der Opfer zu befriedigen. Wenn Sie also durch einen Online-Betrug geschädigt wurden, haben Sie gute Chancen, Ihr Geld zurückzuerhalten, sofern es bei dem Täter sichergestellt werden konnte.

Wertersatzeinziehung

In vielen Fällen ist das erlangte Geld nicht mehr vorhanden. Hier greift die sogenannte Wertersatzeinziehung nach § 73c StGB. Der Täter muss dann den Wert des Erlangten in Geld zurückzahlen. Stellen Sie sich vor, der Betrüger hat das Geld bereits ausgegeben. In diesem Fall wird ein entsprechender Geldbetrag eingezogen.

Ratenzahlung möglich

In bestimmten Fällen kann das Gericht dem Täter eine Ratenzahlung gewähren, wenn die sofortige Zahlung eine unbillige Härte darstellen würde. Dies soll sicherstellen, dass der Täter nicht in eine aussichtslose wirtschaftliche Situation gerät.

Erweiterter Anwendungsbereich

Die Vermögensabschöpfung ist nicht auf das direkt aus der Straftat Erlangte beschränkt. Auch Gegenstände, die für eine rechtswidrige Tat erlangt wurden, können eingezogen werden. Wenn der Betrüger beispielsweise mit dem illegal erlangten Geld einen Computer gekauft hat, um weitere Betrügereien zu begehen, kann auch dieser Computer eingezogen werden.

Die strafrechtliche Vermögensabschöpfung ist ein wichtiges Instrument, um die finanziellen Folgen von Online-Betrug für die Täter spürbar zu machen und gleichzeitig die Opfer zu entschädigen. Sie als Geschädigter sollten im Falle eines Online-Betrugs immer Anzeige erstatten, um Ihre Chancen auf eine Rückerstattung zu wahren.


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Wie läuft ein Strafverfahren wegen Online-Betrugs ab?

Ermittlungsverfahren

Das Strafverfahren beginnt mit dem Ermittlungsverfahren, sobald ein Anfangsverdacht vorliegt. Bei Online-Betrug wird dieser meist durch eine Strafanzeige bei der Polizei ausgelöst. In dieser Phase sammeln Staatsanwaltschaft und Polizei Beweise wie Chatverläufe, Überweisungsbelege und andere digitale Spuren.

Während der gesamten Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung für den Beschuldigten. Die Staatsanwaltschaft muss sowohl be- als auch entlastende Beweise sammeln und dem Beschuldigten die Möglichkeit geben, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Anklageerhebung und Zwischenverfahren

Nach Abschluss der Ermittlungen entscheidet die Staatsanwaltschaft über das weitere Vorgehen. Bei hinreichendem Tatverdacht wird Anklage erhoben. Die Anklageschrift muss dabei präzise Angaben zu Tatzeit, Tatort und Beweismitteln enthalten.

Hauptverhandlung

Die Hauptverhandlung findet öffentlich und mündlich vor dem zuständigen Gericht statt. Hier werden die gesammelten Beweise präsentiert und geprüft. Zeugen werden vernommen und der Angeklagte hat das Recht zur Stellungnahme.

Bei Online-Betrug spielen besonders folgende Aspekte eine wichtige Rolle:

  • Die Höhe des eingetretenen Schadens
  • Die Häufigkeit der betrügerischen Handlungen
  • Ein mögliches gewerbsmäßiges Handeln
  • Vorstrafen des Angeklagten

Urteil und Rechtsmittel

Das Strafmaß bei Online-Betrug kann von einer Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren reichen. In besonders schweren Fällen, etwa bei gewerbsmäßigem Handeln, kann die Strafe bis zu zehn Jahre betragen.

Gegen das Urteil können Rechtsmittel eingelegt werden. Eine Berufung führt zu einer neuen Verhandlung vor dem nächsthöheren Gericht, während bei einer Revision nur Rechtsfehler überprüft werden.


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Welche Bedeutung hat ein Geständnis für das Strafmaß bei Online-Betrug?

Ein frühzeitiges und umfassendes Geständnis kann bei Online-Betrug zu einer erheblichen Strafmilderung führen. Die Strafmilderung basiert dabei auf § 49 StGB, der die konkreten Möglichkeiten zur Herabsetzung der Strafe regelt.

Wirkung des Geständnisses

Ein Geständnis wirkt sich besonders positiv aus, wenn es aufrichtig und vollständig ist. Die strafmildernde Wirkung entfällt jedoch bei falschen, unvollständigen oder zu spät abgelegten Geständnissen. Wenn Sie beispielsweise bei einem Betrugsvorwurf im Zusammenhang mit Kleinanzeigen.de frühzeitig die Tat einräumen, kann dies den Strafrahmen deutlich reduzieren.

Kombination mit weiteren Milderungsgründen

Die Strafmilderung verstärkt sich, wenn neben dem Geständnis weitere positive Faktoren hinzukommen:

  • Aktive Schadenswiedergutmachung, etwa durch Rückzahlung des erlangten Geldes
  • Aufrichtige Reue und erkennbares Bemühen um Wiedergutmachung
  • Fehlende Vorstrafen und eine positive Sozialprognose

Praktische Auswirkungen

Bei einem Betrugsfall kann ein Geständnis den regulären Strafrahmen von bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe deutlich reduzieren. In der Praxis führt die Kombination aus Geständnis und Schadenswiedergutmachung häufig dazu, dass das Verfahren eingestellt wird oder nur eine Geldstrafe verhängt wird.

Die strafmildernde Wirkung eines Geständnisses beruht auch darauf, dass es dem Gericht aufwändige Ermittlungen erspart und bei den Geschädigten zusätzliche Belastungen vermeidet. Ein fehlendes Geständnis darf allerdings nicht zu Ihren Lasten gewertet werden.


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Welche Auflagen können bei einer Bewährungsstrafe wegen Online-Betrugs verhängt werden?

Bei einer Bewährungsstrafe wegen Online-Betrugs legt das Gericht eine Bewährungszeit zwischen zwei und fünf Jahren fest. In dieser Zeit müssen Sie bestimmte Auflagen erfüllen und sich straffrei führen.

Typische Bewährungsauflagen

Die häufigsten Bewährungsauflagen bei Online-Betrug umfassen die Schadenswiedergutmachung und die Zahlung eines Geldbetrages an gemeinnützige Einrichtungen oder die Staatskasse. Zusätzlich kann das Gericht die Ableistung gemeinnütziger Arbeit oder die regelmäßige Meldung bei einem Bewährungshelfer anordnen.

Überwachung der Auflagen

Ein Bewährungshelfer überwacht die Einhaltung der Auflagen und informiert das Gericht regelmäßig über Ihre Fortschritte. Sie müssen in der Bewährungszeit eine geeignete Arbeit oder Ausbildung aufnehmen und Ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten.

Konsequenzen bei Verstößen

Bei Verstößen gegen die Bewährungsauflagen drohen unterschiedlich schwere Konsequenzen. Ein einmaliger leichter Verstoß führt meist zu einer Verwarnung oder Verschärfung der Auflagen. Bei schweren oder wiederholten Verstößen kann das Gericht die Bewährung widerrufen. In diesem Fall müssen Sie die ursprünglich verhängte Freiheitsstrafe im Gefängnis verbüßen.

Besonders kritisch wird es, wenn Sie während der Bewährungszeit erneut straffällig werden. Dies führt in der Regel zum sofortigen Widerruf der Bewährung, da die Erwartung einer straffreien Führung nicht erfüllt wurde.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Bewährungsstrafe

Eine Bewährungsstrafe ist eine Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wird. Der Verurteilte muss nicht ins Gefängnis, wenn er während der Bewährungszeit (meist 2-5 Jahre) keine weiteren Straftaten begeht und bestimmte Auflagen erfüllt. Diese Aussetzung basiert auf § 56 StGB und kommt bei Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren in Betracht, wenn eine positive Sozialprognose vorliegt. Beispiel: Eine Person wird zu 18 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt, muss aber nicht ins Gefängnis, wenn sie drei Jahre lang straffrei bleibt und 100 Sozialstunden leistet.


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Gewerbsmäßiger Betrug

Eine besonders schwere Form des Betrugs nach § 263 Abs. 3 StGB, bei der der Täter in der Absicht handelt, sich durch wiederholte Betrugstaten eine dauerhafte Einnahmequelle zu verschaffen. Dies wird härter bestraft als ein einmaliger Betrug. Die Gewerbsmäßigkeit setzt eine auf Dauer angelegte, geschäftsähnliche Tätigkeit voraus. Beispiel: Jemand inseriert regelmäßig nicht existierende Waren im Internet und lässt sich diese im Voraus bezahlen, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren.


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Einziehung

Eine strafrechtliche Maßnahme nach §§ 73 ff. StGB, durch die das aus Straftaten erlangte Vermögen vom Staat eingezogen wird. Der Täter muss alle durch die Straftat erlangten Vorteile (meist Geld) zurückgeben. Ziel ist es, dass sich Verbrechen nicht lohnen. Die Einziehung ist keine Strafe im eigentlichen Sinne, sondern eine zusätzliche Maßnahme. Beispiel: Ein Betrüger muss neben seiner Strafe auch die 50.000 Euro zurückzahlen, die er durch seine Betrugstaten eingenommen hat.


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Untersuchungshaft

Ein Freiheitsentzug vor dem eigentlichen Gerichtsverfahren nach §§ 112 ff. StPO, wenn dringender Tatverdacht und Haftgründe (z.B. Flucht- oder Verdunkelungsgefahr) vorliegen. Sie dient der Sicherung des Strafverfahrens und der Strafvollstreckung. Die Zeit in U-Haft wird später auf eine etwaige Freiheitsstrafe angerechnet. Beispiel: Ein Verdächtiger kommt in U-Haft, weil konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass er sich ins Ausland absetzen will.


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Strafmildernd

Umstände, die nach § 46 StGB bei der Strafzumessung zu einer geringeren Strafe führen können. Dazu gehören beispielsweise ein Geständnis, gezeigte Reue, Wiedergutmachungsbemühungen oder eine schwierige persönliche Situation des Täters. Die Strafmilderung erfolgt im Rahmen der richterlichen Ermessensentscheidung. Beispiel: Das Gericht verhängt eine mildere Strafe, weil der Täter die Tat sofort gestanden und den Schaden wiedergutgemacht hat.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 263 Abs. 1, Abs. 3 Satz 2 Nr. 1 Var. 2 StGB (Betrug, besonders schwerer Fall):
    Betrug liegt vor, wenn jemand durch Vorspiegelung falscher Tatsachen einen Irrtum erregt, um sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen. Ein besonders schwerer Fall liegt vor, wenn der Täter eine Vielzahl von Personen täuscht und dadurch erhebliche Schäden anrichtet. Hier gilt ein erhöhter Strafrahmen von 6 Monaten bis zu 10 Jahren Freiheitsstrafe.
    Der Angeklagte täuschte in 85 Fällen bewusst über seine Absicht, Waren zu liefern, und erzielte rechtswidrige Vermögensvorteile. Die hohe Anzahl der Geschädigten und die systematische Vorgehensweise zeigen, dass der Angeklagte einen besonders schweren Fall des Betruges begangen hat.
  • §§ 53, 54 StGB (Tatmehrheit und Gesamtstrafenbildung):
    Bei Tatmehrheit sind die Strafen für die einzelnen Delikte zu einer Gesamtstrafe zusammenzuführen. Dabei darf die Gesamtstrafe nicht die höchste Einzelstrafe deutlich übersteigen. Die Bildung erfolgt durch eine angemessene Erhöhung der höchsten Einzelstrafe unter Berücksichtigung der Schwere der gesamten Tatserie.
    Im vorliegenden Fall führte das Gericht die Einzelstrafen, die jeweils zwischen 6 Monaten und einem Jahr lagen, zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 2 Jahren zusammen. Dabei wurden das kriminelle Verhalten über einen längeren Zeitraum sowie die Vielzahl der Taten berücksichtigt.
  • § 56 StGB (Strafaussetzung zur Bewährung):
    Eine Freiheitsstrafe kann zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn erwartet wird, dass der Verurteilte künftig keine Straftaten mehr begeht. Voraussetzung ist, dass die Verteidigung der Rechtsordnung dies zulässt und eine positive Sozialprognose vorliegt.
    Das Gericht gewährte die Bewährung, da der Angeklagte Einsicht zeigte, seine Taten gestand und sich bemühte, seine Lebensverhältnisse zu verbessern. Zudem sah die Kammer durch die Geburt seiner Tochter und seine psychiatrische Behandlung Anhaltspunkte für eine positive Entwicklung.
  • § 73 Abs. 1, 73d StGB (Einziehung von Wertersatz):
    Wer durch eine rechtswidrige Tat Vermögensvorteile erlangt, ist zur Herausgabe verpflichtet. Kann das Erlangte nicht direkt eingezogen werden, wird der Wertersatz in Form einer Geldsumme angeordnet.
    Der Angeklagte erlangte aus den 85 Betrugsfällen einen Betrag von mindestens 29.372,80 Euro. Das Gericht ordnete daher die Einziehung dieses Betrages an, um die rechtswidrig erzielten Vermögensvorteile abzuschöpfen.
  • § 46 StGB (Strafzumessung):
    Bei der Strafzumessung sind die Schuld des Täters, die Tatumstände sowie persönliche Verhältnisse und Vorstrafen zu berücksichtigen. Mildernde und erschwerende Umstände müssen gegeneinander abgewogen werden.
    Das Gericht berücksichtigte zugunsten des Angeklagten sein Geständnis und seine Bemühungen um Besserung. Zu seinen Lasten wogen die hohe Anzahl der Geschädigten, die kriminelle Energie und seine einschlägige Vorstrafe. Die Strafe wurde unter Berücksichtigung aller Umstände auf 2 Jahre Freiheitsstrafe festgelegt.

Das vorliegende Urteil


Landgericht Siegen – Az.: 21 KLs 1/21 – Urteil vom 27.07.2022


* Der vollständige Urteilstext wurde ausgeblendet, um die Lesbarkeit dieses Artikels zu verbessern. Klicken Sie auf den folgenden Link, um den vollständigen Text einzublenden.

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