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Vorspiegelung finanzielle Beteiligung im Gegenzug zur Unterstützung bei Geldtransfer

Eine Landwirtin aus Bayern fiel einem dreisten Betrug zum Opfer und verlor 44.550 Euro an einen falschen Millionär. Mit dem Versprechen eines Anteils an einem angeblichen Geldtransfer aus dem Jemen lockten die Täter die Frau über Jahre in die Falle und täuschten sie mit gefälschten Dokumenten und Bankbelegen. Der Haupttäter wurde nun vom Landgericht Traunstein zu vier Jahren Haft verurteilt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Gericht: Landgericht Traunstein
  • Datum: 14.07.2021
  • Aktenzeichen: 7 KLs 220 Js 28064/20
  • Verfahrensart: Strafverfahren wegen Betrugs in einem besonders schweren Fall
  • Rechtsbereiche: Strafrecht

Beteiligte Parteien:

  • Angeklagter O. Ch.: Verantwortlich für den Betrug an der Geschädigten, indem er ihre Hoffnung auf einen Anteil an einem angeblichen Geldtransfer aus dem Jemen ausnutzte. Er täuschte die Geschädigte wiederholt, um hohe Geldzahlungen von ihr zu erlangen.
  • Geschädigte R. Sch.: Agierte in der Hoffnung, einen Anteil am angeblichen Geldbetrag zu erhalten. Über einen Zeitraum von drei Jahren überwies sie aufgrund von Täuschungen 267.929,15 Euro an eine Gruppe unbekannter Täter, darunter der Angeklagte.

Um was ging es?

  • Sachverhalt: Die Geschädigte R. Sch., auf der Suche nach einem Käufer für ein Güllefass auf einer Internetplattform, wurde von einer Person kontaktiert, die sich als Arzt aus dem Jemen ausgab. Diese Person versprach ihr 20% von 7,2 Mio. US-Dollar für ihre Unterstützung bei einem Geldtransfer nach Deutschland. Über einen Zeitraum von etwa drei Jahren wurde die Geschädigte kontinuierlich mit neuen Geschichten kontaktiert und zur Zahlung von Geldbeträgen verleitet. Der Angeklagte schaltete sich später als Kontaktperson unter dem Namen „Bruce Pauolo“ in den Betrug ein, erlangte dadurch 44.550 Euro von der Geschädigten.
  • Kern des Rechtsstreits: Die Frage war, ob der Angeklagte als Mittäter beim gewerbsmäßigen Betrug in einem besonders schweren Fall agierte und inwieweit er in die gesamte Betrugshandlung involviert war.

Was wurde entschieden?

  • Entscheidung: Der Angeklagte O. Ch. wurde des Betrugs schuldig gesprochen und zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von 4 Jahren verurteilt. Zudem wurde die Einziehung eines Wertersatzes in Höhe von 44.550 Euro angeordnet.
  • Begründung: Der Angeklagte war in die Legende um die angebliche Geldtransaktion eingebunden und nutzte diese, um die Geschädigte zu täuschen und zu Geldzahlungen zu veranlassen. Der Betrug war gewerbsmäßig und in Mittäterschaft begangen, da der Angeklagte in einer koordinierten Weise mit unbekannten Personen zusammenarbeitete.
  • Folgen: Der Angeklagte trägt die Kosten des Verfahrens und die notwendigen Auslagen. Die Einziehung des Wertersatzes bedeutet für den Angeklagten einen erheblichen Vermögensverlust, sofern dieses Vermögen verfügbar oder aufzutreiben ist. Das Urteil ist rechtskräftig.

Risikoanalyse bei lukrativen Finanzierungsangeboten: Ein Fallbericht über Investitionsbetrug

Oftmals locken vermeintlich lukrative Finanzierungsangebote mit der Aussicht auf hohe Renditen. Dabei wird häufig eine finanzielle Beteiligung in Aussicht gestellt, während gleichzeitig Unterstützung bei Geldüberweisungen oder anderen Geldtransfer-Diensten versprochen wird. Solche Angebote können jedoch Risiken in sich bergen, einschließlich der Gefahr eines Investitionsbetrugs, bei dem Verbraucher gängige Anlagebetrug-Methoden zum Opfer fallen.

Die Komplexität der verschiedenen Beteiligungsmodelle und die Notwendigkeit einer sorgfältigen Risikoanalyse beim Geldtransfer sind entscheidend, um Transaktionssicherheit zu gewährleisten und finanzielle Aufklärung zu fördern. In der folgenden Analyse wird ein konkreter Fall behandelt, der zeigt, wie das Vorspiegeln einer finanziellen Beteiligung sowie die damit verbundenen Aspekte der Geldwäscheprävention in der Praxis wirksam werden können.

Der Fall vor Gericht


Betrug in Hamburg: Falsches Versprechen eines Millionentransfers führt zu hohen finanziellen Verlusten

Millionenversprechen lockt Opfer in die Falle

Investitionsbetrug durch falsche Geldversprechen
Investitionsbetrug durch falsche Geldversprechen | Symbolfoto: Flux gen.

Das Landgericht Traunstein hat einen Mann wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt. Der Angeklagte hatte eine Landwirtin durch ein komplexes Täuschungsmanöver dazu gebracht, ihm insgesamt 44.550 Euro in bar zu übergeben. Die Geschädigte war durch ein Inserat für ein Güllefass auf der „T-Börse“ in Kontakt mit den Tätern gekommen, die ihr einen Millionengewinn in Aussicht stellten.

Systematische Täuschung über mehrere Jahre

Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde die Landwirtin von verschiedenen Personen kontaktiert, die sich als Ärzte, Diplomaten und Geschäftsleute ausgaben. Sie versprachen der Frau einen Anteil von zunächst 20, später 50 Prozent an einem angeblichen Geldtransfer von 7,2 Millionen US-Dollar aus dem Jemen. Um den Transfer zu ermöglichen, forderten die Täter immer wieder Zahlungen für angeblich notwendige Dokumente, Zertifikate und Gebühren.

Persönliche Treffen in Hamburg führen zu hohen Geldübergaben

Der nun verurteilte Täter trat ab September 2018 unter dem Namen „Bruce Paulo“ in Erscheinung und arrangierte fünf Treffen in Hamburg. Bei diesen Zusammenkünften demonstrierte er der Geschädigten und ihrem Ehemann unter anderem einen „Waschvorgang“ von angeblich schwarz eingefärbten Geldscheinen in einem Hotelzimmer. Durch geschickte Manipulation und neue Forderungen für vermeintliche Steuerzahlungen, Reinigungsmittel und Sicherheitskosten bewegte er das Opfer zu weiteren Zahlungen.

Professionelles Täuschungssystem mit Bankbetrug

Die Täuschung wurde durch die Einrichtung eines vorgeblichen Bankkontos bei einer nicht existierenden Schweizer Bank perfektioniert. Die Geschädigte erhielt gefälschte Bestätigungen über die Gutschrift der Millionensumme und wurde zu weiteren Zahlungen für angebliche Steuern gedrängt. Trotz einer polizeilichen Warnung im Jahr 2017 setzte die Geschädigte ihre Zahlungen fort, überzeugt von der Echtheit des versprochenen Geldtransfers.

Urteil sieht erhebliche kriminelle Energie

Das Gericht wertete besonders die raffinierte Vorgehensweise und die intensive Täuschung über einen längeren Zeitraum als strafverschärfend. Dem Angeklagten wurde eine erhebliche Kriminelle Energie nachgewiesen, da er das Vertrauen der Geschädigten systematisch ausnutzte und sie durch wiederholte Manipulationen zu den Geldübergaben bewegte. Neben der Freiheitsstrafe ordnete das Gericht die Einziehung von Wertersatz in Höhe der erlangten 44.550 Euro an.


Die Schlüsselerkenntnisse


Das Urteil verdeutlicht die rechtliche Handhabung eines komplexen Betrugsfalles durch vorgetäuschte Geldtransfers. Es zeigt, dass auch gut durchdachte Täuschungsmanöver mit verschiedenen falschen Identitäten und über längere Zeiträume strafrechtlich verfolgt und geahndet werden. Die Entscheidung unterstreicht die Bedeutung der Wertersatzeinziehung als Instrument, um den wirtschaftlichen Schaden für die Opfer zumindest teilweise auszugleichen.

Was bedeutet das Urteil für Sie?

Wenn Sie Opfer eines Betrugs werden, haben Sie gute Chancen auf rechtliche Unterstützung, auch wenn die Täter mit falschen Identitäten arbeiten. Das Gericht kann nicht nur Freiheitsstrafen verhängen, sondern auch die Einziehung der erlangten Gelder anordnen, damit Sie als Geschädigte eine Chance auf Entschädigung haben. Seien Sie besonders vorsichtig bei Anfragen zu Geldtransfers von unbekannten Personen, besonders wenn diese hohe Gewinnversprechen machen und immer wieder neue Zahlungen fordern. Wenden Sie sich im Zweifelsfall frühzeitig an die Polizei oder einen Rechtsanwalt, um größere finanzielle Schäden zu vermeiden.


Opfer von Betrug?

Dieses Urteil zeigt: Auch in komplexen Betrugsfällen stehen Ihnen rechtliche Möglichkeiten offen. Die Täter agieren oft mit falschen Identitäten und über lange Zeiträume. Gerade dann ist es wichtig, Ihre Rechte zu kennen und die richtigen Schritte einzuleiten, um Ihre Ansprüche durchzusetzen und Schadensersatz zu erhalten. Wir helfen Ihnen, Ihre Situation zu analysieren und die bestmögliche Strategie zu entwickeln.
Fordern Sie unsere Ersteinschätzung an!


Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Welche typischen Warnzeichen deuten auf einen Investitionsbetrug hin?

Investitionsbetrug zeichnet sich durch gezielte Täuschung aus, um Anleger zur Investition in wertlose oder nicht existierende Produkte zu bewegen. Betrüger nutzen dabei psychologische Manipulation und falsche Versprechungen, um Vertrauen zu gewinnen. Typische Warnzeichen können Sie frühzeitig erkennen und so finanzielle Verluste vermeiden.

Typische Warnsignale für Investitionsbetrug

  1. Unrealistisch hohe Renditeversprechen: Betrüger locken mit außergewöhnlich hohen Gewinnen bei angeblich geringem oder keinem Risiko. Solche Versprechen sind oft ein Hinweis auf betrügerische Systeme wie Schneeball- oder Pyramidensysteme.
  2. Druck, schnell zu investieren: Es wird häufig behauptet, das Angebot sei zeitlich begrenzt oder exklusiv. Dieser künstliche Zeitdruck soll Sie davon abhalten, die Seriosität des Angebots zu prüfen.
  3. Fehlende Transparenz: Informationen über das Unternehmen, die Investition oder die handelnden Personen sind oft unklar oder schwer überprüfbar. Betrüger verwenden gefälschte Dokumente und Websites, um Seriosität vorzutäuschen.
  4. Unprofessionelle Kommunikation: Häufig sind E-Mails oder Dokumente in schlechtem Deutsch verfasst, enthalten Rechtschreibfehler oder verwenden Fachbegriffe falsch. Dies deutet auf mangelnde Professionalität hin.
  5. Nicht regulierte Plattformen: Betrügerische Handelsplattformen sind oft nicht bei Finanzaufsichtsbehörden registriert. Sie sollten immer prüfen, ob ein Anbieter von der BaFin (Deutschland) oder einer anderen zuständigen Behörde lizenziert ist.
  6. Gefühlsmanipulation: Betrüger nutzen psychologische Tricks wie das Schüren von Angst (z. B. Verlust einer einmaligen Chance) oder das Erzeugen von Vertrauen durch gefälschte Testimonials und vermeintliche Prominentenunterstützung.
  7. Vorspiegelung offizieller Autorität: Es werden Namen bekannter Institutionen oder Behörden verwendet, um Legitimität vorzutäuschen (z. B. durch gefälschte Schreiben mit offiziellen Logos).

Psychologische Manipulationsmethoden

Betrüger setzen gezielt auf emotionale Schwächen:

  • Vertrauensaufbau: Langsame Kontaktaufnahme über soziale Medien oder E-Mails, um eine persönliche Beziehung aufzubauen.
  • Gier und Verlustangst: Die Aussicht auf hohe Gewinne bei gleichzeitiger Warnung vor verpassten Chancen.
  • Schamgefühl: Opfer werden oft isoliert und dazu gebracht, den Betrug nicht zu melden, aus Angst vor Blamage.

Vorsicht bei Geldtransfer-Betrug

Eine häufige Masche ist die Vorspiegelung finanzieller Beteiligung im Gegenzug zur Unterstützung bei Geldtransfers (z. B. durch Nutzung Ihres Kontos). Dies kann Sie sogar rechtlich belasten, da solche Handlungen als Geldwäsche ausgelegt werden könnten.

Was können Sie tun?

  • Prüfen Sie Angebote gründlich: Recherchieren Sie den Anbieter und überprüfen Sie Lizenzen bei offiziellen Stellen wie der BaFin.
  • Seien Sie skeptisch bei Zeitdruck: Seriöse Investitionen erfordern keine schnellen Entscheidungen.
  • Ignorieren Sie unaufgeforderte Angebote: Seriöse Finanzdienstleister kontaktieren Sie nicht ohne vorherige Anfrage.
  • Sprechen Sie mit Fachleuten: Ziehen Sie unabhängige Experten hinzu, bevor Sie investieren.

Indem Sie diese Warnzeichen beachten, können Sie sich besser vor Investitionsbetrug schützen und finanzielle Verluste vermeiden.


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Was sollte ich tun, wenn ich Opfer eines Investitionsbetrugs geworden bin?

Bei einem Investitionsbetrug ist schnelles und systematisches Handeln entscheidend. Stellen Sie sofort jegliche Kommunikation mit den mutmaßlichen Betrügern ein und tätigen Sie keine weiteren Zahlungen.

Sofortmaßnahmen zur Schadensbegrenzung

Sichern Sie umgehend alle Beweise durch Screenshots von Webseiten, E-Mails, Chatnachrichten und Überweisungsbelegen. Dokumentieren Sie den gesamten Kommunikationsverlauf und erstellen Sie eine chronologische Übersicht aller Transaktionen.

Kontaktieren Sie unverzüglich Ihre Bank, um mögliche noch nicht abgeschlossene Transaktionen zu stoppen. Falls Sie Online-Banking-Zugangsdaten oder andere sensible Informationen weitergegeben haben, ändern Sie sofort alle relevanten Passwörter.

Rechtliche Schritte einleiten

Der Kapitalanlagebetrug ist nach § 264a StGB strafbar und wird als Straftat verfolgt. Eine Strafanzeige können Sie bei der örtlichen Polizeidienststelle oder online über die Internetwache Ihres Bundeslandes erstatten.

Warnsignale für weitere Betrugsversuche

Seien Sie besonders wachsam bei Nachschussforderungen: Wenn Sie zur Rückerlangung Ihres bereits investierten Geldes zu weiteren Zahlungen aufgefordert werden, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen weiteren Betrugsversuch. Auch das Angebot von zunächst kleinen Investitionen zum „Testen“ ist eine typische Betrugsmasche.


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Wie kann ich übertragenes Geld zurückbekommen?

Die Möglichkeiten zur Rückholung von übertragenem Geld hängen maßgeblich von der gewählten Zahlungsmethode ab. Bei Überweisungen ist eine Rückholung nach Ausführung durch die Bank grundsätzlich nicht mehr möglich. In diesem Fall hilft nur ein unverzüglicher Anruf bei der Bank, um einen Überweisungsrückruf zu veranlassen.

Unterschiedliche Zahlungsmethoden

Bei SEPA-Lastschriften bestehen die besten Chancen auf Rückerstattung. Sie können eine Lastschrift innerhalb von 8 Wochen zurückbuchen lassen. Bei nicht genehmigten Lastschriften verlängert sich diese Frist sogar auf 13 Monate.

Kreditkartenzahlungen können über das sogenannte Charge-Back-Verfahren storniert werden. Die Frist für nicht autorisierte Zahlungen beträgt hier ebenfalls 13 Monate. Dabei kann eine Bearbeitungsgebühr anfallen.

Rechtliche Verpflichtungen der Bank

Die Bank muss sich bei einem Überweisungsrückruf unverzüglich mit der Empfängerbank in Verbindung setzen. Handelt die Bank nicht oder zu langsam, kann sie für den entstandenen Schaden haften. Dies gilt insbesondere, wenn das Geld zum Zeitpunkt der möglichen Kontaktaufnahme noch auf dem Empfängerkonto vorhanden war.

Sofortmaßnahmen bei Betrug

Bei Betrugsverdacht sollten Sie umgehend folgende Schritte einleiten:

  • Bankzugang sperren durch mehrfache Falscheingabe der Zugangsdaten
  • Überweisungsrückruf bei der Bank beantragen
  • Empfängerbank informieren
  • Detailliertes Gedächtnisprotokoll über den Vorfall anfertigen

Nach § 675u BGB ist die Bank bei nicht autorisierten Überweisungen grundsätzlich zur Erstattung verpflichtet. Diese Pflicht entfällt jedoch bei grob fahrlässigem Verhalten des Kontoinhabers.

Bei Internet-Bezahldiensten wie PayPal greift häufig der Käuferschutz – allerdings meist nur bei Warenverkäufen. Bei Bargeldtransferdiensten wie Western Union ist eine Rückholung nur möglich, solange das Geld noch nicht vom Empfänger abgeholt wurde.


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Welche Strafverfolgungsbehörden sind bei Investitionsbetrug zuständig?

Bei Investitionsbetrug sind verschiedene Strafverfolgungsbehörden in Deutschland zuständig, je nach Art und Umfang des Betrugs. Hier sind die wichtigsten Anlaufstellen:

Polizei und Staatsanwaltschaft

  • Polizei: Wenn Sie auf einen Betrug hereingefallen sind, sollten Sie sich zunächst an Ihre örtliche Polizeidienststelle wenden. Die Polizei nimmt die Anzeige auf und leitet die Ermittlungen ein. In Fällen von CEO-Fraud oder anderen Formen des Betrugs, bei denen hohe Geldbeträge ins Ausland überwiesen wurden, ist die Polizei der erste Ansprechpartner.
  • Staatsanwaltschaft: Die Staatsanwaltschaft ist für die strafrechtliche Verfolgung zuständig. Sie übernimmt die Ermittlungen und entscheidet, ob Anklage erhoben wird. Bei Betrugsfällen, die den EU-Haushalt betreffen, kann die Europäische Staatsanwaltschaft (EUStA) ebenfalls tätig werden.

Bundeskriminalamt (BKA)

  • Das Bundeskriminalamt ist in bestimmten Fällen der Wirtschaftskriminalität zuständig, insbesondere wenn es um grenzüberschreitende Fälle oder um die Koordination von Ermittlungen auf Bundesebene geht. Es kann auch um polizeiliche Ermittlungen ersucht werden.

Bundesamt für Justiz

  • Das Bundesamt für Justiz ist für die externe Meldestelle des Bundes zuständig, bei der Verstöße gegen das Strafrecht, bestimmte Bußgeldverstöße und andere spezifische Verstöße gemeldet werden können. Dies umfasst auch den Schutz der finanziellen Interessen der Europäischen Union.

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)

  • Die BaFin ist für die Aufsicht über Finanzdienstleister, Banken, Versicherungen und Kapitalverwaltungsgesellschaften zuständig. Bei Verstößen gegen Aufsichtsrecht im Finanzbereich können Sie sich an die Hinweisgeberstelle der BaFin wenden.

Europäische Staatsanwaltschaft (EUStA)

  • Die EUStA ist für strafrechtliche Ermittlungen und Verfolgungen zuständig, die den EU-Haushalt betreffen. Sie kann in Fällen von Betrug, Korruption und grenzüberschreitendem Mehrwertsteuerbetrug tätig werden. Die EUStA arbeitet eng mit dem OLAF (Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung) zusammen, das administrative Untersuchungen durchführt.

Beispiel

Stellen Sie sich vor, Sie haben in eine Immobilie investiert, die sich als Schrottimmobilie herausstellt. In diesem Fall könnten Sie:

  • Polizei und Staatsanwaltschaft kontaktieren, um den Betrug anzuzeigen.
  • Wenn es sich um eine grenzübergreifende Betrugsmasche handelt, könnte das BKA eingeschaltet werden.
  • Bei Verdacht auf Verstöße gegen das Strafrecht oder bestimmte Bußgeldverstöße können Sie sich an das Bundesamt für Justiz wenden.
  • Wenn der Betrug im Zusammenhang mit Finanzdienstleistungen steht, ist die BaFin der richtige Ansprechpartner.

Zusammenfassung: Bei Investitionsbetrug ist es wichtig, die richtige Behörde zu kontaktieren, um eine effektive Strafverfolgung zu gewährleisten. Die Polizei und Staatsanwaltschaft sind die ersten Anlaufstellen, während spezialisierte Behörden wie das BKA, das Bundesamt für Justiz, die BaFin und die EUStA in bestimmten Fällen ebenfalls zuständig sein können.


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Welche rechtlichen Möglichkeiten habe ich bei grenzüberschreitendem Betrug?

Bei grenzüberschreitendem Betrug stehen Ihnen verschiedene rechtliche Möglichkeiten zur Verfügung, auch wenn die Verfolgung oft komplexer ist als bei rein inländischen Fällen.

Strafanzeige und strafrechtliche Verfolgung

Sie können Strafanzeige bei der örtlichen Polizei oder Staatsanwaltschaft erstatten. Die deutschen Strafverfolgungsbehörden arbeiten bei grenzüberschreitenden Fällen eng mit internationalen Partnern wie Europol oder Interpol zusammen. Dies ermöglicht eine koordinierte Ermittlung über Landesgrenzen hinweg.

Zivilrechtliche Ansprüche

Parallel zur strafrechtlichen Verfolgung können Sie zivilrechtliche Schadensersatzansprüche geltend machen. Bei grenzüberschreitenden Fällen ist die Frage des zuständigen Gerichts und des anwendbaren Rechts oft komplex. Innerhalb der EU gelten spezielle Regelungen, die Ihnen die Durchsetzung Ihrer Ansprüche erleichtern können.

Internationale Rechtshilfe

Die Strafverfolgungsbehörden können im Rahmen der internationalen Rechtshilfe Beweise im Ausland sichern und Verdächtige ausliefern lassen. Dies ist besonders relevant, wenn sich die Täter im Ausland befinden oder dort Vermögenswerte versteckt haben.

Spezielle Verfahren innerhalb der EU

Innerhalb der EU gibt es besondere Verfahren zur Beilegung von grenzüberschreitenden Streitigkeiten. Das EU-Streitbeilegungsverfahren kann Ihnen helfen, Ihre Ansprüche effektiv durchzusetzen, ohne dass Sie in jedem beteiligten Land separat klagen müssen.

Meldung an Finanzaufsichtsbehörden

Bei Betrug im Finanzsektor können Sie den Fall auch bei den zuständigen Finanzaufsichtsbehörden melden. In Deutschland ist dies die BaFin, die mit ausländischen Aufsichtsbehörden kooperiert. Diese können aufsichtsrechtliche Maßnahmen ergreifen und Warnungen vor betrügerischen Angeboten veröffentlichen.

Herausforderungen und Grenzen

Beachten Sie, dass die rechtliche Verfolgung grenzüberschreitender Betrugsfälle oft langwierig und komplex sein kann. Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern kann durch unterschiedliche Rechtssysteme und Sprachbarrieren erschwert werden. Zudem kann die Vollstreckung von Urteilen im Ausland eine zusätzliche Hürde darstellen.

Trotz dieser Herausforderungen haben Sie als Betroffener eines grenzüberschreitenden Betrugs durchaus rechtliche Möglichkeiten. Eine frühzeitige und umfassende Dokumentation des Betrugsfalles kann Ihre Position dabei erheblich stärken.


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Bitte beachten Sie, dass die Beantwortung der FAQ Fragen keine individuelle Rechtsberatung ersetzen kann. Haben Sie konkrete Fragen oder Anliegen? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren – wir beraten Sie gerne.


Glossar – Fachbegriffe kurz erklärt

Gewerbsmäßiger Betrug

Eine besonders schwere Form des Betrugs, bei der der Täter mit der Absicht handelt, sich durch wiederholte Betrugstaten eine dauerhafte Einnahmequelle zu verschaffen (§ 263 Abs. 3 StGB). Anders als beim einfachen Betrug zeigt der Täter durch die geplante Wiederholung eine gesteigerte kriminelle Energie. Ein typisches Beispiel ist ein Betrüger, der systematisch mehrere Personen mit der gleichen Masche täuscht, um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Die Strafe ist dabei deutlich höher als beim einfachen Betrug und kann bis zu 10 Jahre Freiheitsstrafe betragen.


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Täuschungsmanöver

Eine absichtlich irreführende Handlung oder eine Reihe von Handlungen, die darauf abzielen, jemanden zu einer Vermögensverfügung zu veranlassen (§ 263 StGB). Dabei werden falsche Tatsachen vorgespiegelt oder wahre Tatsachen unterdrückt. Im Betrugsrecht ist dies ein zentrales Element des Betrugstatbestands. Zum Beispiel das Vortäuschen einer falschen Identität oder das Präsentieren gefälschter Dokumente, um das Opfer von der Echtheit eines Geschäfts zu überzeugen.


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Einziehung von Wertersatz

Eine strafrechtliche Maßnahme, die es ermöglicht, den wirtschaftlichen Wert illegal erlangter Vermögenswerte vom Täter einzufordern (§ 73c StGB). Wenn die konkret erlangten Gegenstände oder Gelder nicht mehr vorhanden sind, kann stattdessen ein entsprechender Geldbetrag eingezogen werden. Beispiel: Ein Betrüger hat 50.000 Euro erbeutet und bereits ausgegeben – das Gericht kann dann die Zahlung dieser Summe als Wertersatz anordnen.


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Kriminelle Energie

Ein Rechtsbegriff, der das Ausmaß der verbrecherischen Willensbildung und den Planungsgrad einer Straftat beschreibt. Dies ist ein wichtiger Faktor bei der Strafzumessung (§ 46 StGB). Je höher die kriminelle Energie (z.B. durch sorgfältige Planung, raffinierte Täuschungsmethoden oder besondere Rücksichtslosigkeit), desto höher fällt in der Regel die Strafe aus. Die kriminelle Energie zeigt sich etwa in der Professionalität der Tatausführung oder der Hartnäckigkeit des Täters.

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Wichtige Rechtsgrundlagen


  • § 263 Abs. 1, Abs. 3 S. 1, S. 2 Nr. 1 Alt. 1 StGB (Betrug in einem besonders schweren Fall):
    Bei § 263 StGB handelt es sich um die Strafvorschrift für Betrug. Der Tatbestand setzt voraus, dass der Täter durch Täuschung über Tatsachen einen Irrtum erregt, der zu einer Vermögensverfügung führt, wodurch ein Vermögensschaden entsteht. Ein besonders schwerer Fall liegt unter anderem dann vor, wenn der Täter gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt.
    Im vorliegenden Fall wurde die Geschädigte gezielt und fortlaufend getäuscht, um ihr Vermögen zu schädigen. Durch die Legendenbildung und wiederholte Forderung von Geldbeträgen entstand ein erheblicher finanzieller Schaden von insgesamt 267.929,15 €. Die Beteiligung mehrerer Personen und die Dauer des Vorgehens unterstreichen die Schwere der Tat.
  • § 25 Abs. 2 StGB (Mittäterschaft):
    Nach § 25 Abs. 2 StGB sind Mittäter solche Personen, die gemeinsam einen Straftatbestand erfüllen, wobei jeder Täter einen Tatbeitrag leistet, der für das gemeinsame Ziel wesentlich ist. Hierbei wird nicht zwischen Haupt- und Nebenrollen unterschieden.
    Der Angeklagte wurde in die betrügerische Handlung als „Bruce Pauolo“ eingebunden. Er erbrachte entscheidende Tatbeiträge, indem er die Geschädigte kontaktierte, Geldabholungen veranlasste und die Täuschung durch aktive Kommunikation aufrechterhielt. Sein Beitrag war wesentlicher Bestandteil der gemeinschaftlichen Tatbegehung.
  • § 73 Abs. 1, § 73c StGB (Einziehung von Wertersatz):
    Die Einziehung von Wertersatz dient dazu, dem Täter die aus einer Straftat erlangten Vermögenswerte zu entziehen. Nach § 73 Abs. 1 StGB ist alles, was der Täter durch oder für die Tat erlangt hat, der Einziehung unterworfen. Kann das Erlangte nicht mehr in natura eingezogen werden, greift § 73c StGB und ermöglicht die Einziehung eines Wertersatzes.
    In diesem Fall wurde gegen den Angeklagten die Einziehung von Wertersatz in Höhe von 44.550 € angeordnet. Diese Summe entspricht den Bargeldbeträgen, die die Geschädigte bei den fünf Treffen in Hamburg an den Angeklagten übergeben hatte. Ziel ist es, den unrechtmäßig erlangten Vermögensvorteil zu neutralisieren.
  • § 53 StGB (Gesamtstrafenbildung):
    Nach § 53 StGB wird eine Gesamtstrafe gebildet, wenn ein Täter wegen mehrerer Straftaten zu Einzelstrafen verurteilt wird. Dabei wird die Strafe aus der früheren Verurteilung in die Gesamtstrafenbildung einbezogen, um eine einheitliche und verhältnismäßige Strafe zu gewährleisten.
    Im vorliegenden Fall wurde die Strafe aus der Verurteilung des Landgerichts Rostock vom 22.11.2019 einbezogen und aufgelöst. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zur Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren, wodurch die bisherigen und aktuellen Taten in einem geregelten Strafrahmen zusammengeführt wurden.
  • § 54 StGB (Strafzumessung bei Gesamtstrafe):
    § 54 StGB regelt die Bemessung der Gesamtstrafe unter Berücksichtigung der Schwere der einzelnen Straftaten und der Gesamtumstände. Dabei darf die Gesamtstrafe nicht die Summe der Einzelstrafen erreichen und muss in einem gerechten Verhältnis zur Schuld des Täters stehen.
    Die Strafkammer des Landgerichts Traunstein hat die besonders schwere Betrugstat unter Berücksichtigung des bereits bestehenden Strafrahmens bewertet. Die Bildung der Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren entspricht dem erheblichen Umfang des Betrugs und der kriminellen Energie, die der Angeklagte durch seine Mittäterschaft an den Tag gelegt hat.

Das vorliegende Urteil


LG Traunstein – Urteil vom 14.07.2021 – Az.: 7 KLs 220 Js 28064/20


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